Maria Saidler - 1978
Die Wiener Witwe Maria Saidler war Wirtschafterin bei der jüdischen Familie
Fleischer.
Als die Deutschen in Wien einmarschierten und die Nürnberger Gesetze in Kraft traten, musste Maria die Familie Fleischer verlassen, da es arischen Frauen verboten war, bei jüdischen Familien zu wohnen. Maria blieb jedoch weiter mit der Familie in Kontakt, brachte ihnen Nahrungsmittel und half ihnen soweit sie konnte. Sie pflegte die kranke Frau Fleischer und half ihr im Haushalt ohne Lohn zu bekommen.
1942 wurden Herr und Frau Fleischer verhaftet. und mit einer Gruppe Juden zum Bahnhof gebracht, um sie nach Theresienstadt zu deportieren. Maria kam mit einem Lebensmittelpaket zum Bahnhof und schlug ihnen vor, nicht nach Theresienstadt zu fahren sondern sich bei ihr zu verstecken. Herr und Frau Fleischer lehnten diesen Vorschlag wegen der Krankheit von Frau Fleischer ab.
In den zwei Jahren, in denen sie in Theresienstadt waren, schickte ihnen Maria fortwährend Lebensmittel, um ihre Not zu lindern. Im Oktober 1944 wurden Herr und Frau Fleischer aus Theresienstadt nach Auschwitz überführt und sind dort umgekommen.
Als eine Bekannte von Familie Fleischer, die jüdische Witwe Anna musste
floh sie zunächst zur Familie Fleischer und zog dann in eine Wohnung für
alleinstehende jüdische Frauen. Als ihr die Deportation nach Polen drohte
wandte sie sich an Maria Saidler um Hilfe. Sie hatte keine Dokumente und kein
Geld zum Überleben. Maria nahm sie in ihrer Wohnung auf, versteckte sie
und sorgte für sie bis zur Befreiung von Wien.