Für die Deportation registriert


Konstantin und Anna Müller - 1974


Der Wiener Postbeamte Konstantin Müller wohnte bei seiner Mutter Anna Müller, die eine Blumenpflanzenschule besaß. Sie haben bis zur Deportation der Juden Österreichs in die Todeslager nach Polen 1942, vielen Juden mit Geld, Lebensmitteln, Kleidung und auf andere Art geholfen. Unter anderem ermöglichten sie 1942 der Jüdin Gerti Stern, Österreich zu verlassen und sich vor der Deportation zu retten. Deren Mutter Mathilde Han unterstützten sie die ganze Zeit finanziell. 1942 wandte sich die Jüdin Julia Schapira an sie um Hilfe. Sie hatte keine Bleibe und war von der Gestapo bereits für die Deportation nach Polen registriert worden.

Konstantin und seine Mutter beschlossen, Julia im Schuppen der Blumengärtnerei Annas zu Verstecken. Die Gestapo suchte fortwährend nach versteckten Juden und gelangte auch dorthin. Sie entdeckten Julia. Konstantin gelang es jedoch, durch persönliche Beziehungen ihre Deportation nach Polen zu vereiteln. Julia wurde in ein Lager in Wien eingeliefert. Da aber auch hier nach kurzer Zeit die Gefahr der Verschickung nach Polen drohte, floh Julia mit einer anderen Jüdin aus dem Lager.

Als sie Konstantin und Anna Müller über ihre Notlage informierten, beschlossen diese den zwei jüdischen Frauen in ihrer Wohnung Unterschlupf zu gewähren. Sie versteckten sie von 1942 bis 1945 trotz der drohenden Lebensgefahr und sorgten für alles, was sie benötigten. Da die Gestapo oft in ihrer Nähe tätig war, wechselten sie oft das Versteck. Die versteckten jüdischen Frauen erlebten die Befreiung.

1974 wurde von Yad Vashem Mutter und Sohn die Ehrenmedaille der "Gerechten der Völker" verliehen. Ihren Baum in der Allee der Gerechten in Jerusalem konnten sie nicht mehr selbst pflanzen. Der Tod kam ihnen zuvor. Das taten in ihrem Namen die Schwester und eine Tochter.

Die Gerechten Österreichs
Eine Dokumentation der Menschlichkeit
von Mosche Meisels

Umschlaggestaltung von Arje Weiss (einer der Geretteten)
Herausgegeben von der Österreichischen Botschaft in Tel Aviv
1996, S. 51.