2. Georg Rendl Symposion "Priester-Mistbeete"
Priesterberufungen im deutschen Sprachraum
St. Georgen bei Salzburg 7.- 10. Oktober 2004
Leitung: Dr. Andreas Maislinger


Dr. Anton Lippe

Am 28. April 1905 wurde in St. Anna am Aigen als Sohn einer sehr musikalischen Kaufmannsfamilie Anton Lippe geboren. Neben seiner großen Vorliebe für Musik - er leitete bereits im Alter von zehn Jahren in St. Anna eine Weihnachtsmesse! - zeigte sich auch bald ein starkes religiöses Empfinden, das sein Vorbild im gutkatholischen Elternhaus hatte. Nicht zufällig stellten sich neben Anton Lippe auch zwei seiner Geschwister in den kirchlichen Dienst: Sein Bruder Konstantin wurde ebenfalls Priester, seine Schwester Frieda trat als Schwester, Dominika in den Orden der Schulschwestern in Graz ein, wo auch sie ihre musikalische Begabung jahrzehntelang an die Schülerinnen als Musiklehrerin: und Chorleiterin weitergab.

Anton Lippe aber ging an das Bischöfliche Gymnasium in Graz, legte dort die Matura ab und wurde im Jahr 1928 nach dem Studium der Theologie an der Grazer Universität zum Priester geweiht.

Während seiner Jahre als Kaplan in Pöllau zeigte sich, daß dieser Priester ohne musikalisches Engagement nicht leben konnte. Nachdem er schon im Kirchenchor Pöllau seine Begabung unter Beweis gestellt hatte, begann er im Jahr 1930 seine vierjährigen Studien der Musik in Rom, die er mit dem Titel Dr. mus. abschloß.

Nach einem weiteren Kaplansjahr in Hartberg übernahm Dr. Anton Lippe 1935 die Leitung des Grazer Domchores, den er dann fast 30 Jahre führte und dem er zu internationaler Bekanntheit verhalf. Nach den auch für Lippe schwierigen Jahren des Zweiten Weltkrieges begann für den Grazer Domchor der Aufstieg zu einem sakralen Klangkörper höchsten Niveaus. Die Tatsache, daß der Chor mit seinem Kapellmeister Dr. Anton Lippe mehrere große und ausgesprochen erfolgreiche Konzertreisen ins Ausland unternahm, u. a. in die Schweiz, nach Frankreich, Deutschland und Italien, spricht für sich.

Von den vielen Werken, die Dr. Lippe im Laufe seines Lebens erarbeitet und einstudiert hat, soll stellvertretend das Oratorium "Das Buch mit sieben Siegeln“ von Franz Schmidt genannt sein. Das Werk erlebte unter Lippe im Jahr 1949 seine Grazer Premiere, es erfreute sich offensichtlich der besonderen Fürsorge des Domkapellmeisters, der es im Laufe seiner Karriere noch viele Male aufführen sollte, zuletzt im Jahr 1965 mit dem Grazer Domchor in Berlin. "Das Buch mit sieben Siegeln" wurde mit dem Grazer Domchor auch auf Schallplatte aufgenommen.

Seinen persönlich vielleicht bewegendsten Auftritt als Musiker und
Priester aber erlebte Lippe, als er im Jahr 1963 während des Zweiten Vatikanischen Konzils vor Papst Paul VI. und den Konzilsteilnehmern das Konzilskonzert mit internationaler Besetzung dirigierte.

Der Ruf von Dr. Anton Lippe war inzwischen in alle Welt gelangt, und so war es auch keine Überraschung, als er ab 1. Februar 1964 der ehrenvollen Berufung als Kapellmeister des St. Hedwigs-Kathedralchores in Berlin Folge leistete.

In den letzten zehn Jahren seines Lebens und Schaffens ist der St. Annarer Lippe mit seinem neuen Chor noch einmal um die halbe Welt gefahren, um durch die Musik die Botschaft der Verständigung und des Friedens, die Zusammengehörigkeit über die Grenze von Sprache und Nation zu verkünden: Bedeutende und vielbeachtete Konzertreisen führten den St. Hedwigs-Kathedralchor Berlin mit seinem Leiter und Dirigenten u. a. nach Italien, Frankreich, Portugal und Spanien, eine dreiwöchige Tournee sogar nach Japan (1968).

Am 19. Februar 1974 stirbt Prälat Dr. Anton Lippe, noch nicht 69jährig, in Berlin. Auch ihn hat seine Heimatliebe bewegt im Wunsch, in St. Anna begraben zu werden. Jahre vor seinem Tod schon soll er gesagt haben: „In der Großstadt ist man rasch vergessen, zu Hause betet doch bald wer ein Vaterunser an einem Grabe."

Nach dem Requiem im Grazer Dom (2. März) wurde Anton Lippe am Sonntag, dem 3. März 1974, unter außergewöhnlich großer Beteiligung, darunter achtzig Mitglieder des St. Hedwigchores und Bischof Weber mit fast achtzig Priestern, in seiner Heimat St. Anna im Familiengrab beigesetzt.

Alljährlich wird seither im Februar ein Gedenkgottesdienst zum Todestag dieses großen St. Annarers in der Pfarrkirche gefeiert.


Als Grundlage für die vorstehenden Ausrührungen dienten diverse Zeitungsartikel aus den Jahren 1963 bis 1977 ("Süd-Ost-Tagespost". "Kleine Zeitung", "Neue Zeit", "Sonntagsblatt") und mündliche Informationen sowie diverse Eintragungen in der Chronik der Pfarre St. Anna am Aigen.



Abgeschrieben von Dr. Andreas Maislinger am 15. Juli 2004. Dank an Pfarrer Friedrich Weingartmann für die Übermittlung des Textes.

 

 
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